Springen
Unser ältester Sohn macht zurzeit einen Schwimmkurs. Er wollte das unbedingt machen, auch wenn es eine ziemliche Herausforderung für ihn ist, denn er ist extrem wasserscheu. Uns Eltern hat das oft Nerven gekostet, Haare waschen war immer ein Horror, das Geschrei war riesengroß. In den ersten Stunden des Schwimmkurses konnte man seine Angst vor dem Wasser noch gut erkennen. Er hat immer besonders aufgepasst, dass er nichts ins Gesicht bekommt. Er hatte große Angst davor unterzugehen, weil er nicht geglaubt hat, dass die Schwimmflügel ihn tatsächlich tragen werden.
Im Laufe des Kurses hat er sich aber weiter entwickelt. Er hat gemerkt, dass es funktioniert, dass ihn die Schwimmflügel wirklich tragen. Dann hat er angefangen zu strampeln, sich vorwärts zu bewegen und später auch den Kopf ins Wasser zu tauchen. Gegen Ende des Kurses hat er sich sogar getraut vom Beckenrand ins Wasser zu springen, was für ihn ein extrem großer Schritt war. Er musste lernen, dass die Schwimmflügel ihn tragen. Wir haben ihm das immer wieder gesagt, aber dadurch entsteht noch lange kein Vertrauen. Durch seine eigene praktische Erfahrung konnte er Vertrauen entwickeln. Genauso ist es in unserm Christsein auch. Wir werden dazu aufgefordert Gott zu vertrauen.
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand. (Sprüche 3,5)
Aber das ist leichter gesagt als getan. Was ist denn in schweren Situationen? Was ist denn, wenn es wirklich hart auf hart kommt? Dann zu sagen ich verlasse mich ganz auf Gott, ist eine Herausforderung und das geht nicht so einfach. Aber auch hier dürfen wir lernen. Wir müssen nicht von Anfang an perfekt sein.
Uns Eltern hat es eine ganze Menge Geduld gekostet, bis unser Sohn endlich soweit war, dass er seine Angst überwunden und den Sprung ins Wasser gewagt hat. Bei Gott ist es genauso. Auch er hat jede Menge Geduld mit uns. Aber diesen einen Sprung ins Wasser müssen wir wagen und wenn wir ihn einmal gewagt haben, dann ist es beim nächsten Mal schon etwas leichter zu springen, denn ich habe einmal erlebt, dass der Glaube trägt.
Das bedeutet nicht, dass ich beim nächsten Mal automatisch wieder springe. Mut erfordert es trotzdem. Ich habe heute keine Probleme mehr damit, vom Beckenrand zu springen. Im Gegensatz zu meinem Sohn ist das keine Herausforderung mehr für mich. Auch das 1 Meter Brett breitet mir kein Kopfzerbrechen. Das 3 Meter Brett auch noch nicht. Das 5 Meter Brett geht auch noch, aber höher hinaus bin ich bisher noch nicht gekommen. Warum nicht? Eigentlich weiß ich doch aus der Erfahrung vom 1 Meter, 3 Meter und 5 Meter Brett was passiert. Trotzdem bin ich noch nie höher geklettert. Das liegt daran, dass das Risiko immer größer erscheint, je höher ich hinauf klettere. Wenn ich oben stehe und auf das Wasser gucke, dann wirkt das Becken auf einmal viel kleiner und ein guter Sprung scheint immer unmöglicher zu werden. Dabei ist das Becken noch genauso lang, genauso breit und genauso tief wie bei den anderen Sprungtürmen und ich werde genauso im Wasser landen und wieder auftauchen, wie aus den anderen Höhen auch. Ich muss den Sprung nur einmal wagen.
Und auch hier gilt das Gleiche wieder für den Glauben. Je höher ich stehe, desto höher erscheint das Risiko und auch in unserem Leben erscheint das Risiko sich ganz auf den Glauben zu stützen größer, je schlimmer die Umstände sind. Auch wenn ich Gottes Handeln in anderen Situationen schon erlebt habe, wer garantiert mir denn, dass Gott auch in dieser Situation, die so ausweglos erscheint, wieder eingreift und mich durchträgt? Gott selbst garantiert es mir.
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Josua 1, 5.
Gott ist immer an unserer Seite, egal wie ausweglos die Situation und wie groß das Risiko erscheint, ich muss den Sprung nur wagen und dann darf ich erleben, dass Gott mich wieder trägt.
Stefan Rapp
SRSgemeindedienste
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